Wie ist es eigentlich, wenn sich der Körper verändert, und sind die Unterschiede zwischen alt…
»Einfach wieder gemeinsam sein. Sich zu bewegen und zu tanzen. Das war ein Highlight.«
Am 21. Oktober 2021 feierte der TanzNetzDresden-Kurzfilm „Everybody’s Kreistanz“ von Barbara Lubich in der Centrum Galerie Dresden im Rahmen der Kulturschaufenster Dresden seine Premiere. Seitdem ist etwas Zeit vergangen und genau deshalb wollen wir heute die Gelegenheit nutzen, um bei der Kunst- und Dokumentarfilmerin Barbara Lubich einerseits und bei Anna Till vom TanzNetzDresden andererseits nachzufragen, wie das Projekt „Everybody’s Kreistanz“ eigentlich entstand, wie es ablief und was die Idee hinter dem knapp 6minütigen Werk ist. In diesem Sinne: Film ab!
Anna Till, wie kam es denn zu der Anfrage für den TanzNetzDresden-Kurzfilm an Barbara Lubich?
Barbara hat in 2012 und 2014 schon zwei andere Filme mit Mitglieder:innen vom TanzNetzDresden gemacht. Der erste hieß »15 Shots« und der zweite Streifen trägt den Titel »walzen«. Beide Filme waren Einladungen an unsere Netzwerker:innen, um in ihrem künstlerischen Rechercheprozess mitzuwirken. 2020 konnten wir – mit finanziellen Mitteln ausgestattet – Barbara bitten, ein neues Konzept für unsere Netzwerke:innen zu entwerfen und umzusetzen. Die künstlerische Konzeption, Regie und Umsetzung lagen ja immer bei Barbara Lubich. Alle drei Tanzkurzfilmformate entstanden zudem in enger Zusammenarbeit mit dem Musiker Nikolaus Woernle. Es ist also nicht wirklich ein Image-Film, der die Netzwerkarbeit aufbereitet und dokumentiert. Eher wird die Reichhaltigkeit und tänzerische Profession der einzelnen Teilhaber:innen abgebildet. Und ohne Zweifel ist Barbara eine langjährige Begleiterin, Netzwerkerin und Gründungsmitglied des TanznetzDresden Vereins.
So erklärt sich auch die hohe Anzahl an Protagonist:innen, die in »Everybody’s Kreistanz« zu sehen sind. Konkret sind das die folgenden Künstler:innen: Chiara Detscher, Seraphina Detscher, Ka Dietze, Cindy Hammer, Victoria Henneberg, David Hülsdoff, Antje Kaufmann, Kristin Mente, Martina Morasso, Jule Oeft, Johanna Roggan, Olimpia Scardi, Amy Schönheit, Susan Schubert, Romy Schwarzer, Anna Till, Magdalena Weniger & Heike Zadow.
Welche Erinnerungen hat aber Barbara Lubich an die Zeit der Anfrage für »Everybody’s Kreistanz«? Die Filmkünstlerin antwortet Folgendes:
Der „Auftrag“ kam aufgrund meiner langjährigen Verbindung mit dem TanzNetzDresden. »15shots « (2010) stand am Anfang der Geschichte vom TNDD und war eine Serie von Soli oder besser gesagt von Duetten mit der Kamera. Die Spielregeln beim Dreh waren: 1 Tänzer:in, 1 Stunde, 1 Minute Drehzeit, 1 shot. »walzen« (2014), die nächste Produktion über das TanzNetzDresden, basierte ebenfalls auf improvisierten Dialogen mit der Kamera, jedoch in Zweierkonstellationen, die mehrfach im Raum eine improvisierte Gesamtchoreographie ergaben.
Was genau war denn die Idee hinter »Everybody’s Kreistanz«? Barbara Lubich antwortet:
Die Grundidee von »Everybody´s Kreistanz« (2021) war eine Gruppenchoreografie im Freien, eine Richtung, ein Rhythmus, ein Grundschritt. Abstand, Einheit und die Leere dazwischen wurden unter Corona-Abstandbestimmungen verhandelt. Auch dieser Film ist, wie schon die vorangegangenen, eine Kollaboration mit dem Soundkünstler Nikolaus Woernle.
Frage an Barbara Lubich: Gab es in der Umsetzung besondere Momente, an die Du Dich erinnern kannst? Wann fand der Dreh statt und wie lang hat die Produktion gedauert?
Wir hatten zwei Drehtage mit unterschiedlichen Besetzungen. Am ersten Drehtag in März 2021 war das Wetter recht freundlich: blauer Himmel über grünem Horizont. Der zweite Dreh fand im April an den Elbwiesen statt. Es war stürmisch und kalt. Nachdem sich alle unter der Brücke versammelt hatten, dauerten die Dreharbeiten eine Stunde. Michael Sommermeyer, der den Topshot von der Brücke aus drehte, hatte immens damit zu tun, still zu halten. Am Anfang waren wir im Kreis, dann war das Mäandern dran. Manchmal war der Wind so laut, dass wir die Musik aus der Boombox nicht mehr hören konnten. Um den Rhythmus zu halten, wurde mitgesungen und die Stimmung wurde besser und besser. So viele freundliche Gesichter auf einmal hatte ich lange nicht mehr gesehen. Das tat gut.
Gibt es auch für Dich, Anna Till, besondere Erinnerungen aus der Zeit des Drehs?
Ja, ich erinnere mich zum Beispiel sehr gut an die Stimmung damals. Es war ja schon anderthalb Jahre Corona-Zeit, wir waren wieder in so einem Herbstanfangs Winter-Lockdown und sind alle lange nicht mehr wirklich zusammengekommen. Aber da waren dann auf einmal unglaublich viele Leute, mit deren Teilnahme an dem Dreh wir gar nicht gerechnet hatten. Dann waren mit einem mal über 15 Leute auf den Wiesen, wo gedreht werden sollte. Dass wir das draußen machen hatte ja alles mit Corona zu tun. Da musste einfach viel improvisiert werden. Ich erinnere mich besonders an die Begegnungen. Das war ein großes Hallo, viele hatten sich lange nicht gesehen. Johanna Roggan und ich hatten gerade unsere Babys bekommen. Ich hab mich das erst Mal wieder richtig bewegt. Das war einfach ein sehr sehr schönes Zusammensein. In diesem Kreis, in dieser Formation, da ging es nicht um die/den Einzelne:n, sondern und die Gemeinsamkeit. Einfach wieder gemeinsam zu sein und sich zu bewegen und zu tanzen, das war ein Highlight.
Mehr über Anna Till gibt es unter www.annatill.de.
Informationen zum Schaffen von Barbara Lubich gibt es unter www.barbara-lubich.net sowie www.hechtfilm.de.
Darüber hinaus verbindet Anna Till und Barbara Lubich auch eine Reihe von gemeinsamen künstlerischen Zusammenarbeiten. Unter anderem das Hörstück »experiencing time PASSING«, über das man hier mehr erfahren kann.
Und generell sei an dieser Stelle bereits verraten, dass in den kommenden Monaten noch einiges in Sachen gemeinsamer Zusammenarbeit von Barbara Lubich und Anna Till zu hören beziehungsweise zu sehen sein wird…
Foto des Titelbilds: Filmstill aus »Everybody’s Kreistanz«