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WORKING COMMUNITIES: Interview Mit Alisa Hecke Und Angelika Waniek Von You Are Warmly Invited

WORKING COMMUNITIES: Interview mit Alisa Hecke und Angelika Waniek von You Are Warmly Invited

You Are Warmly Invited ist eine Initiative aus Leipzig, die im Rahmen von WORKING COMMUNITIES am 12. November 2021 mit einem Workshop unter dem Titel »Körperbezogenes Feedback in Arbeitsprozessen der Performing Arts« in der TENZA Schmiede zu Gast sein wird. Wir sprachen im Vorfeld mit den beiden Referent:innen Alisa Hecke und Angelika Warniek und wollen euch die Antworten aus diesem Interview natürlich nicht vorenthalten.

Alisa Hecke und Angelika Waniek von You Are Warmly Invited im Interview

Der Inhalt eures Workshops ist sicher tief in eurer persönlichen bzw. beruflichen Erfahrung zu suchen. Wollt ihr ein wenig erzählen, ob es bestimmte Eckpunkte in euren Biografien gab, die „Auslöser“ eurer heutigen Arbeitsmethoden sind?

Angelika Waniek »Vielen Dank für die Frage. Wir sind uns in der sogenannten Freien Szene in Leipzig begegnet an Punkten in unserem Arbeitsleben, an denen Angelika an der Hochschule für Grafik und Buchkunst als künstlerische Mitarbeiterin gearbeitet hat und Alisa den Universitätslehrgang Kuratieren in den szenischen Künsten in Salzburg absolviert hat. Wir beiden blickten zu der Zeit auf ein mehrjähriges Arbeiten in den deutschsprachigen Performings Arts zurück und auf unterschiedliche Ausbildungswege im akademischen Bereich, auf denen wir Formate des Lernen und Lehrens erlebt und selber angewandt haben. Aus diesen Erfahrungen sahen wir uns konfrontiert mit Strukturen der Wissensproduktion und Instrumenten der Wertekodierung und den darin liegenden Machtstrukturen, die wir damit performen, also einüben und weitergeben. Wir haben uns eigentlich in Momenten des Hinterfragens alliiert. Was brauche ich, um zu lernen und welche Strukturen kann ich mir dafür geben? Wir hatten den Wunsch, in einen Austausch mit Kolleg:innen zu treten und voneinander zu lernen, Wissen zu teilen und einander an den neuralgischen Punkten in künstlerischen Prozessen zu unterstützen, wo man Fragen hat und ein Blick von außen hilfreich sein kann. Im Arbeitsprozess die Möglichkeit für kollegiales, fachlich informiertes Feedback einzurichten, ein Sprechen über Kunst und diverse ästhetische Ausdrucksformen zu ermöglichen und Wertschätzung für kreative Prozesse zu generieren, das ist seit 2020 das Anliegen von you are warmly invited. Wir laden Akteur:innen der Performing Arts ein, sich gegenseitig Einblick in ihre ästhetischen Praktiken zu geben und, indem die Expertisen der Kolleg*innen auf Prozesse einwirken, neue – auch interdisziplinäre – Zusammenarbeiten zu stiften.«

Alisa Hecke: »In Hinblick auf meine künstlerische Praxis der vergangenen Jahre, sind besonders die Momente besonders prägend und erfüllend gewesen, in denen ich an etwas forschen konnte, mir Inhalte erschlossen, Techniken erprobt und mit Kolleg:innen reflektiert habe, in denen ich mich in meiner Praxis professionalisieren konnte, weil ich Erfahrungen gemacht und an ihnen gewachsen bin. Das sind Recherchen, frühe Probenstadien, Präsentationen von Konzepten, Try outs oder Work-in-Progress und gerade nicht der Aufführungsmoment.«

AW: »Und bei mir waren es auch Momente, an denen ich als Performerin merkte, dass ich die anderen als eine Art Spiegel brauche, um zu verstehen, was für ein Bild ich abgebe in dem Moment, in dem ich etwas über meinen Körper zeige. Da gibt es diesen blinden Fleck, den keine Videokamera während einer Probe aufzeichnen kann. Als Lehrende habe ich auch erlebt, wie erfüllend ein Gespräch ist, in dem sich alle, die sich in der Situation befinden, beteiligen und ihr Wissen und Erfahrung miteinander teilen.«

Wie können sich die Teilnehmen eures Workshops den Ablauf und die Arbeits- und Herangehensweise vorstellen?

»Wir wollen dem Warmen und Herzlichen in der Einladung zu „you are warmly invited“ Ausdruck verleihen: Zunächst laden wir die Teilnehmenden ein, die entwickelte Feedbackmethode anhand eines Praxisbeispiels einer Dresdner Kollegin kennenzulernen und zu erproben. Diese Methode wenden wir seit 2 Jahren bei der 2-tägigen Plattform für Reflexion und Feedback zu Arbeitsständen aus den Performing Arts you are warmly invited an und entwickeln sie stetig weiter. Es sind vorwiegend Methoden, die auf Sprache basieren und den Feedbackgebenden eine große Aufmerksamkeit abfordern. Gemeinsam mit den Workshop-Teilnehmenden wollen wir deswegen ein neues, körperbasiertes Feedbacktool entwickeln, um auch andere Ausdrucksformen in die Reflektionsebene zu integrieren.«

Was sind eure Hoffnungen hinsichtlich des langfristigen Effekts eures Workshops?

»Wir hoffen, mit dem Workshop einerseits den Teilnehmenden einen Impuls zu geben, wie sie Feedback in ihre künstlerische Praxis integrieren können. Andererseits verstehen wir you are warmly invited als lernendes Format und sind ebenfalls auf die Impulse der Teilnehmenden zur bedarfsgerechten und sensiblen Weiterentwicklung angewiesen. Arbeitsprozesse zu öffnen ist ein sehr intimer Moment, der eine vertrauensvolle Atmosphäre bedarf. Unsere Wunsch ist außerdem, über diese Art von Community Building die Vernetzung zwischen den regionalen Szenen nachhaltig anzustoßen.«

Was ist in Zukunft noch alles so von You Are Warmly Invited zu erwarten?

»Wir planen die Plattform für Reflexion und Feedback 2022 in Dresden, Leipzig und Chemnitz durchzuführen und damit auch zu einem kollegialen Austausch und einer stärkeren Vernetzung der sächsischen Kunstschaffenden untereinander beizutragen. Zum Ende dieses Jahres bringen wir noch ein Magazin heraus, es steht unter dem Motto „Wir arbeiten dran“. Es zeigt, wie eine im Frühjahr 2021 vorangegangene Plakataktion, Arbeitsstände assoziierter Künstler:innen, macht sichtbar, was gemeinhin im Verborgenen bleibt und thematisiert damit auch Fragen nach der Dokumentation und Visualisierbarkeit zeitbasierter und kollektiver Prozesse. Wir informieren auf der Webseite über Anstehendes: www.youarewarmlyinvited.com

Ein Gedanke noch zur Relevanz von Arbeitsständen bzw. prozessualem Arbeiten aktuell: Die Pandemie macht unseres Erachtens ganz deutlich, dass Kulturförderer und -veranstalter neue Wege finden müssen, um die Bandbreite künstlerischer Schaffenstätigkeit abzubilden und so Wertschätzung für die Kunstschaffenden zu geben, deren „Ergebnisse“ erst im zweiten Schritt dem Publikum, der Öffentlichkeit zukommen. Das geht z.B. über die Verhandlung von pluralen Perspektiven gelebte/eingeübte Demokratie.«

Vielen Dank für das Gespräch!


Der Workshop mit Alisa Hecke und Angelika Waniek findet am 12.11.2021 von 10:30 bis 13:30 in der TENZA Schmiede, Pfotenhauer Straße 59 HH, 01307 Dresden statt.

Wichtig: Die Teilnahme an den Workshops ist kostenfrei, die Teilnehmer:innenanzahl allerdings begrenzt. Anmeldungen können noch bis zum 7. November 2021 unter  vorgenommen werden.

Details zum Workshop sowie zum vollständigen Programm von WORKING COMMUNITIES gibt es unter www.tanznetzdresden.de/working-communities


Die Aktivitäten von TanzNetzDresden werden ermöglicht durch die institutionelle Förderung der Landeshauptstadt Dresden, die Konzeptförderung der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und #TakeNote des Fonds Darstellende Künste im Rahmen des Programms Neustart Kultur des Bundesministeriums für Kultur und Medien sowie der Bürgerstiftung Dresden.


Foto: Falk Messerschmidt

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