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Haushaltsentwurf 2025 der Bundesregierung bedroht Förderung von Tanz in Deutschland
Der von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) vorgelegte Haushaltsentwurf sieht eine massive Kürzung des Bundeskulturfonds im Bereich der Darstellende Künste für 2025 vor. Hiervon betroffen wäre unter anderem das Bündnis internationaler Produktionshäuser, zu dem ebenso HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste in Dresden gehört. Der Forderung des Bündnis internationaler Produktionshäuser sowie der heute veröffentlichen Pressemitteilung des Branchenverbands der Kultur- und Kreativwirtschaft Dresden WIR GESTALTEN DRESDEN schließt sich das TanzNetzDresden daher an. Auch wir fordern eine Korrektur des Kabinettsbeschlusses zum Bundeshaushalt 2025. Mehr zu den Details gibt es im nun folgenden Beitrag.
Am 19. Juli 2024 veröffentlichte das Bündnis internationaler Produktionshäuser auf der eigenen Website folgenden Beitrag:
Entgegen der im Koalitionsvertrag getroffenen Vereinbarung, das Bündnis internationaler Produktionshäuser „als Innovationstreiber“ in den darstellenden Künsten zu „stärken“, beschließt das Bundeskabinett mit dem Haushaltsentwurf 2025, die Förderung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien einzustellen.
Das Bündnis vereint die sieben größten Zentren für die freien darstellenden Künste in Deutschland, die in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich mit über tausend Künstler*innen und Partnerorganisationen in Europa und weltweit Formen einer intensiven Zusammenarbeit auf Augenhöhe entwickelt haben. Damit haben wir bundesweit Hunderttausende von Zuschauer*innen in den hoch diversen Stadtgesellschaften erreicht. Wir tragen so zu einer lebendigen, demokratischen Öffentlichkeit bei.
Das Bündnis internationaler Produktionshäuser stellt als einzigartiges Kooperationsmodell wichtige, bundesweit zugängliche Strukturen für die Akteur*innen der freien darstellenden Künste bereit. Damit hat sich das Bündnis als wichtigster institutioneller Repräsentant der zweiten Säule der deutschen Theaterlandschaft und als innovativer Motor der nachhaltigen Transformation für die Kultur in Deutschland und darüber hinaus erwiesen.
Mit Einstellung der Förderung werden die sieben im Bündnis zusammengeschlossenen Theaterhäuser ihre Arbeit miteinander und ihre gemeinsamen Projekte und Initiativen, wie die Akademien zur Qualifizierung von Freiberufler*innen in den Feldern Kommunikation, Produktion und Vermittlung u.a., nicht fortführen können.
Wir appellieren dringend an die Haushalts- und Kulturpolitiker*innen im Bundestag, diesen Beschluss zu korrigieren. Das Bündnis internationaler Produktionshäuser mit seiner Verantwortung für die freie Theater- und Kunstszene in Deutschland braucht dringend eine gestärkte und verstetigte Förderung!
Die Intendant*innen der im Bündnis internationaler Produktionshäuser zusammengeschlossenen Institutionen
Kathrin Tiedemann, FFT Düsseldorf
Annemie Vanackere, HAU Hebbel am Ufer Berlin
Carena Schlewitt, HELLERAU Europäisches Zentrum der Künste Dresden
Amelie Deuflhard, Kampnagel Hamburg
Anna Wagner, Marcus Droß, Künstler*innenhaus Mousonturm Frankfurt a.M.
Stefan Hilterhaus, PACT Zollverein Essen
Ingrida Gerbutavičiūtė, tanzhaus nrw Düsseldorf
Quelle: https://produktionshaeuser.de/aktuelles /// Das vollständige Statement kann hier nachgelesen werden.
Freie Szene unter Druck
Die unabhängige Kunst- und Kulturszene ist auf die Unterstützung durch größere Institutionen angewiesen. Zusammen bilden sie einen essenziellen Teil der kreativen Landschaft.
TNDD-Vorständin und WIR GESTALTEN DRESDEN-Mitglied Susan Schubert hierzu: „HELLERAU spielt eine zentrale Rolle sowohl für etablierte Künstlerinnen und Künstler als auch für die internationale Vernetzung. Zudem bietet es der freien Szene wichtige Räume und Möglichkeiten für Forschung, Weiterbildung und Präsentation. Die bundesweite und internationale Vernetzung der Produktionshäuser entspricht der notwendigen Haltung, die eine individuelle wie gemeinschaftliche Lebensfähigkeit in unserer globalen Welt erfordert. Die Strahlkraft der Kooperationen wirkt in jede angegliederte Arbeitsstruktur und somit direkt in die Lebensrealitäten der Akteurinnen und Akteurinnen sowie der Besuchenden. Die Mittelstreichungen setzen den gesamten künstlerischen Kosmos unserer Stadt unter Druck und führen zu einem Rückgang der kreativen Vielfalt.“
Kunst und Kultur als Standortfaktor
Die Attraktivität einer Stadt wird maßgeblich durch ihr kulturelles Angebot bestimmt. Kunst und Kultur sind entscheidende Bleibe- und Pull-Faktoren für Fachkräfte. Sie tragen dazu bei, dass sich Hochqualifizierte für einen Standort entscheiden und bleiben – ein bundesweites Thema.
„HELLERAU ist ein Magnet für kreative Köpfe und Talente – auf, vor und hinter der Bühne. Die Erhaltung und Stärkung solcher kulturellen Institutionen ist entscheidend für die langfristige wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung unserer Region. Ein Verlust von Mitteln würde Dresdens Anziehungskraft als attraktiver Wohn- und Arbeitsort erheblich mindern,“ betont Lydia Göbel, Geschäftsstellenleiterin von WIR GESTALTEN DRESDEN. „Für die Menschen, die bereits hier leben, bietet das Haus eine wichtige Möglichkeit zur kulturellen Teilhabe und bereichert das soziale Leben in unserer Stadt.“
Appell an die Bundesregierung sowie an die Kultur- und Kreativwirtschaft
WIR GESTALTEN DRESDEN sowie das TanzNetzDresden fordern die Bundesregierung und die Bundestagsabgeordneten auf, den vorgelegten Haushaltsentwurf zu überarbeiten und die geplanten Streichungen der Gelder des Bundeskulturfonds zurückzunehmen.
Wir rufen zudem unsere Kolleginnen und Kollegen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie alle Interessierten dazu auf, sich öffentlich gegen den Förderstopp auszusprechen und sich für starke Kulturinstitutionen einzusetzen.
Unabhängig davon werden wir die aktuell laufenden Vorgänge genau verfolgen und zeitnah über weitere Maßnahmen informieren.
Titelfoto: TNDD studio round am 10.09.2021; fotografiert von Stephan Tautz